Warum Digitalisierung im Großhandel zu häufig am Chef scheitert
Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig und schon jetzt in den meisten Branchen das Schlagwort des Jahrzehnts. Auch der Großhandel bleibt davon nicht verschont. Aber nicht nur das Finden geeigneter Mitarbeiter ist für Unternehmen eine echte Herkulesaufgabe.
Ein unsichtbares Damoklesschwert hängt über den Führungsetagen - ohne, dass es den meisten so richtig bewusst ist: Vorhandene Mitarbeiter sind frustriert, weil es bei der Einführung von neuen Systemen oder der Digitalisierung im Allgemeinen nicht vorangeht. Und das ausgerechnet, weil der eigene Chef auf der Bremse steht.
So verstärkt sich das Personalproblem immer weiter, denn ambitionierte Mitarbeiter gehen, wenn die Frustration zu groß wird. Wenn sie Ideen und Vorschläge noch und nöcher anbringen, aber das Management taub zu sein scheint für ihre Wünsche.
Dabei ist es gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wichtig, die Mitarbeiter zu motivieren und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre selbstgewählten Digitalprojekte eigenverantwortlich umzusetzen. Mindestens ebenso wichtig: Mitarbeiter in ihrem Arbeitsalltag durch Automatisierung oder smarte Systeme zu entlasten.
Warum scheitern Digitalisierungsprojekte im Großhandel oft am Chef?
Eine provokante These - keine Frage. Aber wie wir aus unseren Gesprächen mit dem Großhandel wissen, eine, die dem Alltag entspringt.
Der digitale Wandel hat den Großhandel längst erreicht. Doch viele Unternehmen tun sich schwer, diesen Wandel auch in ihrem Unternehmen umzusetzen. Dabei scheitern Digitalisierungsprojekte nicht an technischen Problemen oder mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten, sondern am Management selbst. Und das hat verschiedene Gründe.
“Ich habe bei meinem Chef nur einen Versuch…”
Sehr häufig hören wir von leitenden Angestellten im Großhandel, dass sie nur einen Schuss haben, um dem Chef ihre Ideen für Digitalisierungsprojekte vorzustellen. Sie haben Angst davor, als Zeitfresser abgestempelt zu werden oder sogar Ärger zu bekommen, sollten sie eine - vermeintlich - schlechte Idee präsentieren.
Leider bleiben dadurch auch aussichtsreiche Projekte auf der Strecke, die noch ein paar Runden gemeinsames Überarbeiten gebraucht hätten - aber es nie bis auf den Tisch des Chefs geschafft haben. Und das kostet: Die Ideen und Verbesserungsvorschläge aus dem Arbeitsalltag der Anwendungsexperten im Unternehmen haben das Potenzial für echte Einsparungen an Zeit und Geld, die so einfach versanden.
Zielklarheit statt Glaskugel
Sag mir Warum, dann sag ich Ja zum Wie.
Den Spieß kann man aber natürlich auch umdrehen: Als Geschäftsführer ist ein Tag vollgepackt mit Aufgaben und dringlichen Themen - dann mit einem zusätzlichen Vorhaben konfrontiert zu werden, raubt Zeit und Nerven, sofern Informationen nicht schnell erfassbar verpackt und aufbereitet sind.
Damit Mitarbeiter die relevanten Informationen aufbereiten können - und somit auf beiden Seiten für mehr Effizienz und Zufriedenheit sorgen - müssen die langfristige Strategie und die Ziele der Geschäftsführung klar kommuniziert sein. Zudem hilft es, einen Entscheidungskatalog anzulegen, der die wichtigsten Fragen und Entscheidungsfaktoren der Geschäftsführung enthält. Zahlt das Vorhaben auf diese ein und können alle Fragen beantwortet werden? Dann sollten alle Beteiligten über die Idee sprechen.
Es ist wichtig, dass Mitarbeiter konkrete, ausgearbeitete Vorschläge kommunizieren und die Vorteile oder Notwendigkeit in absoluter Klarheit formulieren können. Wenn der Chef erkennt, dass die Einführung neuer Systeme und die Digitalisierung bestimmter Prozesse für das Unternehmen notwendig sind, müssen Ressourcen bereitgestellt werden, um die Mitarbeiter dazu zu befähigen, die Projekte selbst erfolgreich umzusetzen.
Schaffen Sie eine Digitalkultur, die Innovationsgeist fördert und feiert
Motivieren Sie Mitarbeiter mit Interesse und Talent für Digitales, sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Geben Sie ihnen die nötige Anerkennung und Unterstützung.
Kommunizieren Sie Entscheidungsfaktoren für Investitionen und Projekte
Klären Sie als Chef darüber auf, welche Informationen Sie bei der Entscheidungsfindung benötigen und wie Sie diese erhalten möchten, um Entscheidungen abwägen zu können. Das spart Frustration und Zeit bei den Mitarbeitern und Ihnen selbst.
Denken Sie Digitalisierung strategisch und kommunizieren Sie
Betrachten Sie neue Tools und Systeme im Kontext einer übergeordneten Strategie und kommunizieren Sie das "Warum" hinter der Digitalisierung klar an die Mitarbeiter.
Stellen Sie Ressourcen bereit
Stellen Sie engagierten Mitarbeitern die notwenigen Instrumente für ihre Herzensprojekte zur Verfügung. Geben Sie ihnen nicht nur Budget, sondern vor allem auch Zeit, um digitale Projekte erfolgreich umzusetzen. Berücksichtigen Sie dabei die Bedürfnisse Ihrer Mitarbeiter und planen Sie entsprechend.